Donnerstag, 17. März 2016

Von Kinderbüchern und Geschichten... von "Paramithia"

Salü ihr Lieben

Nach unseren Büchern hat uns diesen Monat Kebo gefragt. Ja da kann ich schon was dazu schreiben, immerhin haben wir hier reichlich davon. Ich lese fast täglich. Meistens Abends, wenn Ruhe eingekehrt ist. Aber dies war nicht immer so.



Als Kind war ich keine Leseratte. Im Gegenteil, bis zu meinem 15 Lebensjahr, habe ich praktisch kein Buch ausser der schulischen Pflichtlektüre gelesen. Und das, obwohl meine Mutter eine sehr gute Geschichtenerzählern war. Märchen haben mich als Kind immer fasziniert. Ich konnte nie genug davon hören. Wir hatten allerdings nicht viele Kinderbücher zu Hause. Weil meine Eltern, kein Deutsch lesen konnten und wir auf die griechischen Kinderbücher angewiesen waren. Griechische Bücher findet man hier in der Schweiz aber nicht. Jedes Jahr im Sommer, wenn wir nach Griechenland in die Ferien gingen, wurden ein paar Kinderbücher gekauft. Die Kinderbücher muss man sich aber nicht als gebundene schöne Bücher vorstellen, die kamen so als dünne Heftchen mit Kartonumschlag daher. Und die Geschichten, waren die gängigen Märchen oder Fabeln. Zudem waren wir ja nicht in einer Großstadt, wo es grosse Büchergeschäfte gab, wir waren in unserer kleinen Stadt, wo in einem kleinen Laden, der praktisch alles verkaufte, auch ein Gestell mit diesen Heftchen stand. Und ich liebte diese "Paramithia", was soviel heisst wie Märchen. Von Märchen und Geschichten möchte ich hier heute schreiben.




Bei uns wurden Geschichten erzählt, ohne dabei ein Buch anzuschauen. Oft erfand meine Mutter Geschichten und wir fünf Kinder sassen alle um sie herum und hörten ihr gespannt zu. Das Visuelle war nicht gegeben. Wir haben uns unsere eigenen Geschichten phantasiert. Vielleicht faszinieren mich Kinderbücher auch genau deshalb so sehr. Das Problem bei selbst erfundenen Geschichten jedoch ist, dass man sie nie 1:1 weitergeben kann. Und das Kind, welches zuhört und sich bildlich eine Geschichte dabei vorstellt, genau merkt, dass irgend etwas anders ist, wenn es sie wieder erzählt bekommt. Viele Details kommen dazu oder werden weggelassen. Und aus dem Wolf und den drei Schweinchen, wird dann ganz schnell eine ganz abenteuerliche Geschichte. Die Schweine bekommen Namen, aktuelle Themen wie teilen lernen, streiten, werden da mit eingeflochten und am ende noch ein Rat oder eine Mahnung mit auf den Weg gegeben. 




Geschichten der griechischen Mythologie oder die Fabeln von Aesop waren auch ganz beliebt. Vor allem die Fabeln. Zu praktisch jeder Gelegenheit wusste meine Mutter eine zu erzählen. Mein Vater erzählte uns eher die Mythen der Griechen. Daher kommt es, dass mich die Mythologie immer noch sehr fasziniert. Im der griechischen Sprache ist sie allgegenwärtig. Viele Liedertexte, Sprichwörter, Redewendungen oder auch Alltagsdinge kann man nicht verstehen, wenn man die einzelnen Geschichten der griechischen Mythologie nicht kennt. So kommt es, dass ich immer wieder ein Buch zur Hand nehme und mir diese Mythen wieder durchlese. Und jedes mal begreife ich mehr. Ich verstehe plötzlich Sachen, von denen ich dachte, das sagt man einfach so. Das ist sehr spannend.




Schweizer Kinderbücher habe ich erst im Kindergarten kennengelernt. Da war der Schellen-Ursli ganz hoch im Kurs. Und natürlich auch der Globi oder der Papa Moll. Ich erinnere mich noch, wie ich mein erstes Globibuch bekommen habe, von unseren Schweizer Nachbarn, und meine Mutter gebeten habe mir das vorzulesen. Aber sie konnte es nicht, also hat sie uns das einfach anhand der Bilder irgendwie erzählt auf griechisch. In der Schule, hatten wir eine Bibliothek, die habe ich schon gerne besucht, allerdings hab ich mir da immer die Comics genommen oder die Bücher von Hanni und Nanni. Wobei ich die nur halbherzig gelesen habe. Nicht dass ich sie nicht spannend fand. Im Gegenteil, ich fand die recht cool, aber ich las immer so langsam, dass ich sie, wenn ich bei der Hälfte war, wieder zurück bringen musste. Und so, hab ich das mit dem Lesen ganz sein gelassen. Erst mit ca. 15 dann, habe ich das Lesen für mich neu entdeckt. Und seither bin ich immer etwas am lesen. Das kann ein guter Roman sein, ein Krimi oder eine Biographie. Ich schlendere dann im Bücherladen rum und kaufe mir ein Buch welches mich grad anspricht. Aktuell lese ich die Bücher von Karl Ove Knausgard. Danke an dieser Stelle liebe Ulma für den tollen Tip :-)




Und dann wären da noch die Comics. Die gehören seit Kindheit zu meinem Lesestoff und tun es immer noch. Vor allem wenn sie so schön gezeichnet sind. Comics haben mich schon immer fasziniert. Das Mickey Mouse Heft musste immer gekauft werden, auch wenn ich noch nicht lesen konnte. Da konnte ich mir die Bilder anschauen.




Die Passion zu Bilderbüchern jedoch, die ist seit ich Kinder habe noch grösser geworden. So finden sich bei uns allerhand Kinderbücher. Von den klassischen Märchen, denn die mag ich einfach, bis zu aktuellen schönen Kinderbüchern. Und dabei liegt die Betonung auf schön. Ja ich finde die Art wie ein Bilderbuch gestaltet ist sehr wichtig. Da schau ich extrem drauf. Ich kauf mir auch öfter mal das teurere klassische Märchen, wenn mir das von der Aufmachung mehr gefällt, obwohl die Geschichte die gleiche ist. Immerhin sind das die ersten Bücher für Kinder. Wenn ich ein Bilderbuch kaufe, dann muss es mich  visuell ansprechen. Alle anderen, leihe ich mir von unserer Quartierbücherei. 




Und weil es mir wichtig ist, dass meine Kinder auch griechische Bilderbücher anschauen (schon nur der Schrift und der Reime wegen, denn sehr viele griechischen Kinderbücher enthalten Reime) schleppe ich jedes mal, wenn ich dort in den Ferien bin, Kofferweise Bücher mit. Aber nicht nur solche über Aesop oder Mythologie, sondern auch ganz normale, moderne Kinderbücher. Und davon gibt es so viele schöne! Ich kann mich Stunden in solch einer Buchhandlung aufhalten. Mein letzter Besuch in einer griechischen Buchhandlung in Kreta artete dann etwas aus. Ich sass da und habe mir mit dem Besitzer der kleinen Buchhandlung jedes einzelne Kinderbuch angeschaut. Und genau darum mag ich auch eher die kleinen Buchhandlungen, vor allem in Griechenland. Die kennen keine Ladenschlusszeiten. Die machen dir einen Kaffee, laufen zum nächsten Gyrosstand um was zu essen zu holen und hocken mit dir den ganzen Abend im Laden um Kinderbücher anzuschauen. Dabei sind sie so begeistert davon, dass du, die im Ausland lebst, deinen Kindern griechische Bücher vorliest :-) Ok, ja das machen natürlich nicht alle und trotzdem findet sich der eine oder andere Kinderbuchbegeisterte Ladenbesitzer :-)




Da ich im Kindergarten damals oft seltsam angeschaut wurde, weil ich halt den Struwwelpeter oder den Schellen Ursli nicht kannte, hab ich noch einen kleinen Denkanstoss. Immerhin scheint das eine grosse Sorge vieler Eltern und Lehrpersonen zu sein, in Anbetracht dessen, dass jetzt so viele Ausländerkinder in unsere Schulen kommen. Mag sein, dass so ein Kind noch nie etwas vom Regenbogenfisch gehört hat. Dieses Kind allerdings, kann dir Geschichten erzählen, von Zeus und Co. oder andere Geschichten, die du als erwachsene/r Regenbogenfischkenner/in noch nie gehört hast. 

Habt einen schönen Tag :-) 

Nica








9 Kommentare:

  1. Hallo liebe Nica, es war gerade total schön, ein bisschen von dir und deiner Kindheit zu erfahren. Mir gingen so viele Dinge durch den Kopf, als ich deine Zeilen las. Die kann ich gar nicht alle wiedergeben. Ich musste dran denken, dass ich als Kind in der Schule Altgriechisch lernte und die griechischen Mythen und Sagen ebenfalls liebte. Ich überredete meine Eltern sogar in den Urlaub nach Griechenland zu fahren, um mir all die Orte von Olympia bis Delphi anschauen zu können. Es war klasse! Ich finde andere Kulturen super spannend! Man kann so viel lernen und erfahren. Und deshalb bin ich auch total froh, dass unser Sohn auf eine internationale Schule geht. Dort sind Kinder von Indien bis Australien. Und alle haben ihre faszinierenden Geschichten zu erzählen. Alle Kulturen sind spannend, wir müssen nur respektvoll und offen miteinander umgehen. Stimmt´s?! Ganz, ganz liebe Grüße (von meinem PC, der nach zwei Tagen Schwierigkeiten endlich wieder ganz funktioniert. Puh!!!)... Michaela ;-)

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  2. Welch zauberhafter Post, liebe Nica! Informativ, aber auch berührend & erhellend durch deine persönliche Geschichte! Und du zeigst durch deine Auswahl an wunderschönen Büchern, dass es so gleichgültig, wann und wie man zum Lesen kommt. Ich hatte es da als kleines Kind leichter und es gab nur eine Einschränkung: das fehlende Geld. Aber es gab eine Pfarrbücherei und Geschenke durch die Großeltern. So bin ich schon im Grundschulalter zur griechischem Mythologie gekommen und habe eine ganze Zeit auf dem Olymbos gelebt unter all den sagenhaften Gestalten... Die Liebe zu schön gestalteten Kinderbüchern ist bis heute in mir, und ich konnte sie ausleben durch meinen Beruf, durch mein Omasein bis heute.
    Übrigens habe ich in Zürich die schönste Kinderbuchhandlung, eine tolle Öffentliche Bibliothek und den Film vom Schellenursli besucht...
    Herzliche Grüße!
    Astrid
    Magst du mir verraten, von wem das Buch mit den tollen Scherenschnitten ist? Ich liebe Scherenschnitte, und auch mein Post zum Thema wird davon handeln.

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    1. Ich habe es schon herausgefunden.....
      Astrid

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    2. Liebste Astrid. Es sind zwei Scherenschnitt Bücher. Das einte ist das von Hänsel und Gretel von Sybille Schencker und das andere (erstes Bild im Post) ist der Schwanensee von Charlotte Gasthaus.
      LG Nica

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    3. Dank dir! ( Hab sie schon bestellt...)
      Übrigens liebe ich Kritharaki, habe ich gestern vergessen zu schreiben, und zwar genau so, wie sie in Griechenland gemacht werden....
      Einen schönen Abend!

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  3. Liebe Nica,
    was für ein schöner Post, kleine Einblicke in Deine Kindheit in der Schweiz, ich fände es schön, wenn Du uns öfters erzählen würdest, wie es für Dich war, in einem "fremden" Land, mit einer "fremden" Sprache. Ein allgegenwärtiges Thema im Moment, so wichtig. Und andere Kulturen, Sprachen kennen zu lernen ist immer eine Bereicherung, Kinder gehen noch vorbehaltlos miteinander um, wenn man sie lässt und da sollte Sprache oder Hautfarbe keine Rolle spielen.
    Hätte es Astrid nicht schon getan, so hätte ich Dich gefragt, von wem das wunderschöne Buch mit dem Scherenschnitt im Blütenmeer ist, jetzt weiß ich es, danke.
    Herzliche Grüße,
    Kebo

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  4. Liebe Nica,

    ich habe es gerade sehr genossen deinen wunderschönen Post zu lesen und die tollen Bilder zu bewundern!
    Ich liebe Bücher, auch schon als kleines Mädchen und finde es so schade, dass ich mir die Zeit dafür jetzt so selten nehme.
    Deinen Schlußsatz möcht ich auch gern doppelt unterstreichen, den find ich besonders schön. Bereicherung statt Bedrohung.

    Ich wünsch dir einen tollen Tag,
    Rebecca

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  5. Liebe nica,
    was für zauberhafte Bilder von wunderbaren Büchern.
    Ich bin diesen Wesen aus Papier ja auch verfallen....die erst durch die Fantasie des Schreibers und vor allem der eigenen Vorstellungskraft ins Leben gerufen werden. Bücher entführen uns in andere Welten....das finde ich wunderbar!
    Vielen Dank für diesen schönen Post!
    Liebe Grüße
    Smilla

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  6. Liebe Nica!
    Danke für diesen tollen und rundum fesselnden Post, der durch die stimmungsvollen Fotos noch eindrucksvoller wird. Ich finde es ganz wunderbar, wenn jemand vollkommen frei Geschichten erzählen kann und die Zuhörer sich dabei alles vor dem inneren Auge ausmalen können. Das hat viele Vorteile. Aber ich mag es auch, wenn liebevoll illustrierte Geschichten einen inspirieren und man gedanklich in diese Bilder "eintauchen" kann. Beides hat seinen Reiz! Und an Büchern kann ich, nicht nur aus beruflichen Gründen (!), auch nicht vorbei gehen :-)
    Herzliche Grüße und weiterhin ganz viel Spaß beim Lesen, Erzählen und Bücher schauen,
    Sabine

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