Montag, 13. März 2017

Von Makeln verbergen oder sichtbar machen, von Kintsugi

Kennt ihr Kintsugi? Das ist eine traditionell japanische Methode um Keramik oder Porzellan zu reparieren. Dazu wird Urushi-Lack verwendet um das Zerbrochene zusammen zu kleben und anschliessend wir die Bruchstelle mit feinstem Gold- Silber oder Platinpulver überzogen. Fehlende Scherben werden durch eine spezielle Urushi Klebmasse geflickt und ebenfalls mit dem Pulver überzogen. So entsteht ein wunderschöner Dekorationseffekt.




Als ich das erste mal so eine Kintsugi Vase gesehen habe, dachte ich erst gar nicht daran, dass es sich hierbei um ein Teil handelt welches zerbrochen war. Viel mehr dachte ich, diese schönen feinen Goldlinien seien bewusst in die Vase eingearbeitet worden.




Kintsugi betont den Makel. Und genau das, hat mich an Kintsugi fasziniert. Wie oft versuchen wir Makel zu kaschieren. Ich frage mich gerade, wieso wir das so oft machen. Denn eigentlich machen doch genau diese Makel ein Stück oder uns selbst zu etwas Einzigartigem. Wenn ich jetzt weiter denke und mir bewusst werde, wie vor allem heutzutage, die Einzigartigkeit ganz gross geschrieben wird, ist es im Grunde doch eher Kontraproduktiv, die Makel kaschieren zu wollen. Und doch tun wir es. Bzw. ich mache das ganz klar, sonst würden z.B. hier auf dem Blog ganz andere Fotos zu sehen sein. Die müssen dann schon immer ins rechte Licht gerückt werden.




Aber in Anbetracht dessen, dass dieser Blog hier öffentlich ist, und jeder einfach darauf zugreifen kann und sich ein Bild von dem machen kann, was ich hier so mache, ist es schon ok, denke ich mal, wenn ich hier ein paar Makel korrigiere und sei es nur, indem ich die Bilder im Bildbearbeitungsprogramm etwas aufhelle.




Wer glaubt, diese Becher, wären so zufällig mal zu Bruch gegangen, und ich habe sie dann einfach zusammen geflickt, der irrt. Denn eigentlich habe ich sie mit einem Hammer bewusst zerschlagen um sie dann in schönster Kintsugi Optik heute hier zu präsentieren. Klar, hätte ich sie nicht zerschlagen müssen. Ein bisschen Kleber darauf verteilen und diesen dann mit Goldpulver überziehen, das wäre ein leichtes gewesen. Aber wer mich ein wenig kennt, der weiss, dass ich mich nie damit zufrieden gegeben hätte, einfach so zu tun also ob. Wo bliebe da der Lerneffekt? Und der bewusste Makel, ersetzt doch keinen echten. ;-)




Ein bisschen geschummelt habe ich bei diesen Kintsugi Bechern allerdings schon. Weil Urushi Lack hier in der Schweiz nicht zu finden war, habe ich mir einen schnell trocknenden Zweikomponenten Kleber und für die fehlenden Scherben, Knetkleber genommen. Als Goldpulver habe ich Goldpigmente verwendet. Ich hätte zu gerne mit den original Sachen gearbeitet, aber nach Japan fliegt zur Zeit niemand denn ich kenne und der mir das hätte mitbringen können. Und ihr wisst ja wie das so ist, wenn mir mal nach etwas ist, dann muss das immer gleich sofort sein. Tja! Wie war das nochmal mit dem alten zerstören um neues zu schaffen HIER?

Und an meine asiatischen Leser, ich weiss, es ist so schlecht geworden! Aber es war mein erster Versuch :-)





Habt einen guten Wochenstart.
Nica


verlinkt mit Creadienstag





14 Kommentare:

  1. Es ist hinreißend schön, liebe Nica! Ich bin begeistert, auch von dem, was du zu erzählen hattest. Schönheit tritt erst zutage, wenn sie einen Makel hat ( denke nur an die griechischen Skulpturen ).
    Ich selbst mag an mir eine Pockennarbe unterhalb meines Halses, ganz mittig, und betone sie mir Schmuck. Und gerade, nach dem erneuten Unfall, schaue ich mir meine Narben am linken Arm an und habe immer wieder ein Glücksgefühl dabei, dass mir dank der Künste meines Unfallchirurgen wieder die volle Beweglichkeit geschenkt worden ist.
    Ganz liebe Sonnengrüße nach Züri!
    Astrid

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    1. Ich habs grad gelesen das mit deinem Arm! Ganz gute Besserung wünsche ich dir. Da hast du nochmals Glück gehabt.
      LG

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  2. Makel durch zarte, goldene Linien in den Vordergrund zu stellen, ist eine richtig tolle Idee. Warum nicht genau darauf einmal aufmerksam machen. Mir gefallen deine Becher richtig gut, wobei ich auch niemals darauf gekommen wäre, daß diese aus zerbrochenen Teilen bestehen. Ich hätte es wohl auch nicht übers Herz gebracht diese extra für diese Technik kaputt zu machen. Aber das ist eben ganz "typisch Nica" und ganz das mag ich so an deinem Blog!
    Sollte ich irgendwann mal nach Japan kommen, werde ich an dich denken und die Augen offen halten!
    Herzliche Grüße,
    Sabine

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    1. So lieb! Danke dir viel mals. Ja das mit dem zerbrechen musste einfach sein. Sonst wäre es ja irgendwie seltsam gewesen. Oder ist es seltsam, wenn man die Becher extra zerschlägt? Keine Ahnung :-) Ich habe da keine Mühe mit Bechern oder sonst Geschirr zerschlagen. Irgendwie hänge ich nicht so an den Sachen, auch wenn diese Becher von mir selbst gefertigt wurden. Vielleicht auch weil ich weiss, dass ich die ja jederzeit wieder machen kann :-)
      LG

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  3. Wie spannend! Und schön! Der Hund hat hier neulich einen handgetöpferten Teller zerbrochen, wie gut, dass ich die Teile noch habe:-) Liebe Grüße, Dagmar

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    1. Na dann ab in den Baumarkt und Zweikomponentenleim kaufen. Teller könnte ich hier auch noch ein paar zerschlagen :-)
      LG

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  4. Liebe Nica, ich ärgere mich gerade: Wieso zeigt mir das blöde Bloglovin keine neuen Postings mehr von Dir an? Erst dachte ich, Du wärst vielleicht mit dem echten Leben zu beschäftigt oder auf Urlaub. Aber jetzt kam's mir komisch vor und sehe auf Deinem Blog zig neue Posts!!! Hmpf. Was ich da alles verpasst hab. Aber das Erfreuliche daran: Was ich da alles verpasst hab und JETZT NACHLESEN DARF!?!! ;-)))) Du weißt ja, dass ich ein großer Fan Deiner Keramik bin, aber ich bin jedes Mal erstaunt, wie vielfältig und inspirierend Deine Arbeit ist. Die Becher sind einfach nur ein Traum! Vielleicht lass ich mal hier ein bisschen Geschirr zu Bruch gehen und schau dann, wie ich sie schön verkleben kann... ;-)))
    Ganz herzliche Grüße an die große Künstlerin!
    Sonja

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    1. Huch keine Ahnung was da wieder im Netzt so passiert und meine Postings auf Bloglovin verschwinden lässt. Da bin ich sowas von überfragt liebe Sonja. Ich hab eigentlich auch total keinen Schimmer wie dieses Bloglovin funktioniert. Ich häng einfach dran, weil ich das irgendwann mal eingeschaltet habe. Und dann wundere ich mich, das man mich im Netz so schlecht findet. Na ja wie auch immer, bei mir kommt das auch nicht immer regelmässig. Ich hab dann irgendwann einfach alle Blogs welchen ich folge auf dieses Blogdings genommen das auf meiner Seite auftaucht und so kann ich immer gucken wenn was neues kommt. Und ja unbedingt Geschirr zerschlagen. :-)
      LG

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  5. Toll, ich kennen einen japanischen Architekten, der macht es ähnlich. Eine tolle Möglichkeit, Details zu betonen und hervorzuheben. Deine Becher gefallen mir, ich hätte da noch ein Sparschwein ;)
    Liebe Grüße
    Cora

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    1. hahahaha, ein Sparschwein, ja so eins hätte ich auch hier, gehört allerdings den Kids. Aber ich möchte ihnen doch das Vergnügen nicht nehmen, wenn sie es dann mal zerschlagen dürfen ;-)
      LG

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  6. Da bekomme ich ja direkt Lust, Porzellan zu zerschlagen ;) Tolle Technik und auch deine Hintergrundgedanken sind sehr wahr. Ein Makel mcht vieles ja auch erst so richtig interessant.

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    1. Genau, so makellos gefielen mir die Becher nämlich so gar nicht. Aber jetzt mit dem Makel habe ich sie sogar als Blumenvasen aufgestellt.
      LG

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  7. Schön, von der Technik hatte ich schon gehört, und ich mag den Grundgedanken so sehr: Dass etwas schöner wird, weil es eben gelebt hat. Das könnte man doch auch sehr gut aufs Älterwerden mit Runzeln, Falten und Weisheit übertragen. So weit, dafür extra Geschirr zu zerschlagen, gehe ich nicht, aber ich sehe es mir gerne an. lg, Gabi

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  8. so sooo sooooo schön, ich bin begeistert von deinen werken :-)
    ich habe von dieser technik schon gehört, mir aber nicht zugetraut. du hast mir mut gemacht es endlich mal selbst zu probieren, danke!
    herzlichste grüße & wünsche an dich
    amy

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